Eine kurze Einführung in die Solnhofener Plattenkalke,  Kapitel 5

Steinbrüche und Grabungen

Auch heute noch erfolgt der Abbau in Handarbeit, lediglich Abräumarbeiten und den Transport der nutzbaren Gesteinsplatten übernehmen Radlader, Stapler und Lastwagen.

Die Arbeit erfolgt in den meisten Brüchen von Frühjahr bis Herbst, da bei Frost ein Aufspalten der Plattenpakete nicht möglich ist. Manche Betriebe (vor allem im Solnhofen-Langenaltheimer Bereich) besitzen sogenannte Winterdächer, beheizbare, scheunenartige Holzbauten über einem Teil des Bruches, die eine Weiterarbeit während Frostperioden ermöglichen.

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Die Plattenkalke sind durch Klüfte in kleinere und größere Abschnitte ("Stöcke") unterteilt, welche die Größe der einzelnen Arbeitsbereiche vorgeben. Mit Grubhaue, Hammer und Meißel werden Schichtpakete gelöst, abgehoben und dann entlang der Gesteinsfugen getrennt. Die brauchbaren Flinzplatten (erkennbar an ihrem reinen Klang) sortiert man nach Größe und Dicke und formatisiert sie teils schon im Bruch mit speziellen Zwickzangen und Hämmern. Sie finden, je nach Dicke und poliert oder bruchrauh, als Treppenstufen, Fenstersimse, Fußbodenplatten oder Wandfliesen Verwendung.

Private Grabungen nach Plattenkalkfossilien erfolgten beispielsweise während der 70er und 80er Jahre dieses Jahrhunderts in den fossilreichen Mörnsheimer Schichten (Weißjura Zeta 3) bei Daiting. Ein Großteil der in Museen und Privatsammlungen vorhandenen Daiting-Fossilien wurde in dieser Zeit geborgen. Erfreulicherweise standen die Ausgräber zumeist in Kontakt mit Fachwissenschaftlern. Dies hatte zur Folge, dass einige der besten Funde jetzt in den Museen von Eichstätt und München ausgestellt sind.

Im Vordergrund wissenschaftlicher Grabungen stehen Fragestellungen zur Sedimentologie, zur Taphonomie (Lagerstättenbildung, Fossileinbettung etc.) und zur Palökologie (Beziehungen fossiler Organismen untereinander und zu ihrer Umwelt). Jede Privatgrabung in solchen Arealen kann zur Zerstörung wichtiger wissenschaftlicher Befunde führen und ist daher unbedingt zu unterlassen.

In den letzten Jahren haben wissenschaftliche Grabungen des Eichstätter Jura-Museums in Kieselplattenkalken des Weißen Jura Epsilon beachtliche Erfolge gezeitigt (RÖPER 1992, THIES & ZAPP 1997, RENESTO & VIOHL 1997); die Bearbeitung ist noch nicht abgeschlossen und weitere Forschungsvorhaben stehen an.

Mit den laminierten Plattenkalken von Brunn (Weißer Jura Epsilon) und den mergeligen Plattenkalken von Hienheim (Weißer Jura Zeta 3) wurden erstmals Plattenkalkvorkommen in Ostbayern eingehend wissenschaftlich untersucht und in zwei bebilderten Publikationen beschrieben (RÖPER & al. 1996, RÖPER & ROTHGAENGER 1998).

Weitere wissenschaftliche Grabungen werden dazu beitragen, unser Bild der Plattenkalkentstehung und der Fauna und Flora dieses einzigartigen "Fensters in die Jurazeit" zu vervollständigen.



Einleitung
Geologischer Überblick
Plattenkalke
Die Solnhofener Plattenkalke
Plattenkalkentstehung und Fossilwerdung
Steinbrüche und Grabungen
Präparation