Eine kurze Einführung in die Solnhofener Plattenkalke,  Kapitel 6

Präparation

Die wenigsten der vorzüglichen Schauobjekte in den Museen und Sammlungen wurden so gefunden, wie sie sich dem Betrachter präsentieren. Meist waren aufwendige Präparationsarbeiten wie Kleben, Freilegen aus dem Gestein oder Übertragen von Fossilteilen nötig.

Selbst der Nichtfachmann wird bisweilen feststellen können, daß manche der ausgestellten Funde sehr gewissenhaft, andere dagegen offensichtlich ohne größere Sorgfalt vom überlagernden Kalkgestein befreit wurden. Bis über die 60er Jahre unseres Jahrhunderts hinaus war es vielfach üblich, Solnhofen-Fossilien lediglich mit Hammer und Meißel oder bestenfalls mit einem Elektrovibrographen aus dem Gestein zu "schlagen"; Feinpräparation unter Vergrößerungsgeräten stellte eher die Ausnahme dar.

Konnte sich noch vor wenigen Jahrzehnten ein bekannter Solnhofen-Sammler damit rühmen, eine vollständige, im Gestein steckende Schildkröte "in nur einer einzigen Nacht herausgemeißelt" zu haben, so würde ein solches Vorgehen bei heutigen Solnhofen-Präparatoren blankes Entsetzen hervorrufen. Ein mit der oben genannten Schildkröte in Größe und Erhaltung vergleichbares Exemplar wurde beispielsweise vor wenigen Jahren sachgemäß präpariert und erforderte weit über 300 Arbeitsstunden.

Wichtigstes Arbeitsgerät des ernsthaften Plattenkalk-Präparators ist ein leistungsfähiges Stereomikroskop, wobei an Robustheit und Bildbrillanz hohe Anforderungen zu stellen sind. Einfache, preisgünstige Binokulare, die sich im zoologischen und botanischen Bereich bewähren mögen, reichen nicht aus, erfordern doch viele Präparationsarbeiten nicht nur Stunden, sondern tage- oder wochenlange Bemühungen unter dem Mikroskop.

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Die Fossilbergung muß so sorgfältig wie möglich erfolgen, Gesteinsbruchstellen markiert man sofort mit Bleistiftstrichen, lockere oder mürbe Fossilteile werden umgehend mit Präparationslacken fixiert und gehärtet. Zum Kleben finden pigmentierte Polyester- oder Acrylharzkleber, bei kleineren Gesteinsbruchstücken auch Cyanacrylat (Sekundenkleber) Verwendung. Die mechanische Präparation unter dem Vergrößerungsgerät erfolgt heutzutage bevorzugt durch kleine, motorgetriebene Schleifrädchen, diamantbesetzte Schleifkörper sowie durch pneumatische Präparierstichel oder Ultraschallstichel. Diese Geräte sollte man allerdings für die Feinpräparation und bei empfindlichen Fossilien nicht einsetzen, da sich durch die Geräteschwingungen und Vibrationen feinste Haarrisse in der Fossilsubstanz bilden können, die eine optimale Präparation erschweren und oft sogar verhindern. Hier empfiehlt es sich dann, mit Präparationsnadeln aus Spezialstahl, feinen Skalpellen und Skalpellnadeln zu arbeiten.

Geschick, viel Erfahrung und meist erheblichen Zeitaufwand erfordert die Übertragung von Fossilbereichen (Transferpräparation). Chemische Präparation mit Säuren und die Verwendung von Feinstrahlgeräten sind in den Weißjura-Plattenkalken nur in Ausnahmefällen möglich und sinnvoll. Diese Arbeiten sollten aber ohnehin dem sehr erfahrenen Präparator vorbehalten bleiben.



Einleitung
Geologischer Überblick
Plattenkalke
Die Solnhofener Plattenkalke
Plattenkalkentstehung und Fossilwerdung
Steinbrüche und Grabungen
Präparation